Wir Ihr seht, hat sich das Kartenlayout geändert. Wir müssen uns von Google Maps verabschieden, zum einen aus rechtlichen Gründen und zum anderen kann Google Maps unseren komplizierten Verlauf 🤔 der Fahrt nicht mehr darstellen 🤣.
Kappadokien - das Umland
Jenseits des kappadokischen Kernlandes erstreckt sich zwischen den Bergen Erciyes Dağı und Hasan Dağı eine flache, steppenartige Hochebene. Sobald wir Göreme verlassen hatten, wurde uns dies bewusst. Unser Ziel war Derinkuyu mit seiner unterirdischen Stadt. Schon die frühen Bewohner Kappadokiens haben die geologischen Besonderheiten ihres Siedlungsgebietes zu nutzen gewusst und ihre Städte nicht nur oberhalb der Erde errichtet, sondern auch unterirdisch in den Tuffstein gegraben.
Es waren ein paar Touristen vor dem Kassenhäuschen, der Eintritt von 10€ etwas hoch, aber immerhin handelt es sich auch um ein UNESCO Weltkulturerbe. Wir durften live miterleben, wie eng die Stollen waren und tatsächlich gab es Besucher, die nach wenigen Metern umkehren mussten und in halber Panik die engen Örtlichkeiten verliessen.
In Derinkuyu ist die bisher grösste entdeckte unterirdische Stadt der Region. Bis heute hat man 8 Stockwerke bis in eine Tiefe von 40m erschliessen können. Der Rundweg ist gut beleuchtet und ab und zu gibt es auch Staus in den Gängen.
Als nächstes Ziel steuerten wir das berühmte Ihlara-Tal mit seinen Felsenkirchen an. Das Tal kann nur zu Fuss erwandert werden und wir bereiteten uns moralisch auf einen ca 20km langen Fussmarsch vor 🙈. Zuerst aber noch eine Nacht schlafen und sich stärken. Wir fanden einen Platz an einem Kratersee, wo wir nur einen Schäfer mit seiner Herde und seinem Kangal trafen.
Die Weiter-Fahrt nach Ihlara am nächsten Morgen verlief zügig, der riesige Parkplatz fast leer und der kleine Fußmarsch durchs Dorf spannend. An der Kassa kam die Ernüchterung - der Eintrittspreis von 350 TL (11€) pro Person war es uns dann einfach nicht wert. Das Wetter war etwas trüb, so durften wir auch keine tollen Fotos erwarten. Also strichen wir diese Tour und gingen anstelle zu den beiden Damen, die ein kleines Terassencafé am Eingang betreiben. Den trüben Blick ins Tal genossen wir bei Chai (Tee) und Gözleme (dünne, würzig gefüllte Fladenbrote), deren Zubereitung in der Aussenküche stattfand. Auch getrocknete Apfelschnitze und Silberbeeren kauften wir bei den Damen ein. Besonders beeindruckend finden wir immer das nachhaltige wirtschaften in den Dörfern 😊. Leere Plastikeimer dienen als Topf für die Pflanzen, alte Autoreifen werden zerschnitten und dienen weiter als Dekor - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt 👍🏻.
Zurück bei MIMOG bauten wir die Wasserfilter aus für eine Reinigung. Die Pumpe für die Füllung der Tanks klang beim letzten Füllvorgang schon sehr angestrengt 🥴. Nach der Bearbeitung der Filteroberfläche mit Schleifpapier, füllten wir auch gleich den Wassertank frisch auf. Die "Stammtisch Runde" am Dorfplatz sieht ähnlich aus wie bei uns 😂. Anstelle des Biers, gibt es Kerne zum Naschen, und die Gesprächsthemen bleiben deren Geheimnis 😅.
Danach fuhren wir Richtung Güzelyurt, wo wir auf einer Hochebene, wieder mal abseits von Wegen und Strassen lagerten.
Der Morgen hatte zwei Überraschungen für uns - Hasan Dağı zeigte sich, ein inaktiver Schichtvulkan mit 3268 m über Meer, und NEIN Güzelyurt brennt nicht, es wurde nur ordentlich eingeheizt 🤭.
Wir hatten auf der Fahrt ein Schild gesehen, dass es in Gaziemir auch eine unterirdische Stadt gibt, die aber gemäss verschiedenster Reiseberichte eher schlecht erschlossen ist und auf eigene Faust erkundet werden muss. Nichts wie los, nur rund 30km Fahrt. Doch zuerst noch ein kleiner Umweg zum nächsten Turkcell Shop, wieder mal Datenvolumen aufstocken. Gegenüber unsers Parkplatzes befand sich eine kleine Schneiderei. Wir fragten den Inhaber, ob es im Städtchen zufälligerweise eine Wäscherei gibt. Der Inhaber nahm sich Zeit und wir machten einen kleinen Rundgang, wo er mehrere Leute ansprach und für uns nach einer Wäscherei fragte. Sogar im Stadthaus fragte er für uns nach, leider ohne Erfolg. Die Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft beeindruckt uns jedesmal wieder aufs Neue 🫶🏻. Absolut toll! Wer jetzt wisse möchte, ist es überall so - NEIN, dort wo zu viel Tourismus ist, ist es anders 😜.
Auf dem weiteren Weg ein fahrender Händler. Wir mussten stoppen 😋. Die Recherche danach ergab: Halka Tatlisi - eine Süßspeise aus dem Rotlicht-Viertel Istanbuls (Bordell-Dessert). Mit den geriffelten Kanten erinnert die Süßspeise an spanische Churros. Zugegeben, die ca. 1.5 kg waren doch etwas viel, aber gesund leben können wir zu Hause wieder 🤓!

Gaziemir war wirklich ein Volltreffer. Zum einen waren wir alleine, und zum anderen konnten wir auf eigene Faust erkunden. Nur ein paar Dorfbewohner beobachteten uns freundlich- sind die Eingänge doch direkt am Dorfplatz. Wieder einmal richtig schade, sprechen wir kein Türkisch, die hätten bestimmt einige tolle Geschichten zu erzählen gehabt.
Erschrocken sind wir ab und zu dann doch, da plötzlich Tauben durch die Gänge geflogen kamen. Sogar Kamele stellte man hier unter. Die Anlage halten Forscher weniger für eine Stadt, sondern eher für eine Art Kaserne bzw. Karawanserei (Raststätte für die damaligen Handelskarawanen).
Am Hügel gegenüber sahen wir noch "Löcher" in den Felsen, vermutlich Reste von Höhlenwohnungen. Da unser Erkundungsdrang noch nicht gestillt war, fuhren wir in die Nähe und erkundeten dann zu Fuss die Höhlen. Eindrücklich aber auch die teilweise sichtbaren Gesteinsverschiebungen und Abbrüche über die Jahre.
Auf dem Weg zum Salzsee Tuz Gölü
Der Weg führte uns anschliessend über Aksaray, welches wir schon auf dem Weg nach Göreme durchquert hatten. Noch ein kurzer Einkauf in der Migros und bei einer günstigen Tankstelle unsere Dieseltanks aufgefüllt (1.13€ / L). Nach wenigen hundert Metern auf der Schnellstrasse entschieden wir uns rechts wegzufahren und einen Stellplatz etwas abseits zu suchen. Wir fanden uns auf einem Feldweg wieder, der über Stock und Stein im Tal immer weiter ging. Da auch auf unserem Kartenmaterial die Wege nicht mehr eingezeichnet waren, fuhren wir nach Gefühl weiter. Die Wettervorhersage meldete trockene Tage. Im Tal entlang verloren wir die Netzverbindung, angekommen in der Höhe, Zack war der Empfang wieder da - so schön für uns Internet Junkies! Der Schichtvulkan Hasan Dağı stand nun ohne Wolken in toller Abendstimmung vor uns 🙂.
Vielleicht fragt Ihr Euch, warum für uns das Wetter vor der Schlafplatz suche wichtig ist? Es hat nicht überall Schotterstrassen und teilweise ist es richtig lehmig oder einfach nur matschig. Wir sind da lieber vorsichtig, den 6,5 Tonner im Hinterland abzuschleppen, wäre dann eher eine Herausforderung 😅.
Lustig hatten wir es am anderen Tag mit der Weiterfahrt 🚛💨. Geländefahrten, Schlammpassagen, Streckensuche nach Gefühl, Fotosession und Drohnen Flüge. An jeder Ecke gab es etwas Neues zu entdecken - improvisierte Stallungen, Wühlmäuse und ihre langen Gänge durchs Feld, oder erstaunte Dorfbewohner, die uns aus einer Richtung kommen sahen, die nur die Bauern nutzen. Ein freundliches Winken und alle hatten Ihren Spass.
Der Tuz Gölü ist der zweitgrößte Binnensee der Türkei. Mit einer Grösse von von 1500km2 erreicht er in der Nord-Süd-Richtung eine Ausdehnung vom 80km, seine grösste Breite beträgt 50km. Mit einem Salzgehalt von 33 % gehört er zu den salzhaltigsten Seen der Welt. Das tote Meer hat zum Vergleich 28%. Die sehr ruppige Zufahrtstrasse, die auch die Salinen tagtäglich mit zig LKWs nutzen, hatte unzählige Schlaglöcher. Zwei französische Camper hatten sich ebenso für diese Seeseite entschieden. Camper um diese Jahreszeit lassen sich wirklich an einer Hand abzählen. Der Besuch des Schäfers mit seiner Herde und dem Esel rundeten vor dem Eindunkeln den Tag ab. Es fehlt uns schon jetzt; diese Herden, sowie die weite Landschaft strahlen eine enorme Ruhe und Zufriedenheit aus.
Der Salzsee soll im Sommer besonders toll sein. Bei wärmeren Temperaturen entwickelt die Alge "Dunaliella salina" Betacarotin, und dieser Farbstoff färbt den See rot-pink.
Unendliche Salzberge, die von LKW´s abgeholt werden um das Rohsalz in einer Fabrik weiterzuverarbeiten.
Ankara
Ziel des heutigen Tages, war es Wäsche zu waschen oder besser eine Wäscherei zu finden. Wir fanden in Gölbaşı eine Wäscherei und fuhren diese an. Der Betreiber antwortete, dass seine Maschinen viel zu gross für unser kleines Paket wären. Wir sollen bitte warten und kurze Zeit später fand sich ein Mitarbeiter, der sich in den Unimog setzte und uns den Weg zeigte, zu einer kleineren Wäscherei - auf türkisch natürlich😂. Nach einer Fahrt durch die Stadt lieferten wir die Wäsche ab und Abholtermin war um 1900Uhr.
Um 1900Uhr erst einen Schlafplatz suchen im Umfeld von Ankara? Nein, geht nicht! Und so suchten wir zuerst einen Schlafplatz. Wir fuhren durch Ankara, landeten auf dem Berg Elmadag im Militärgebiet, sahen Hunderudel mit 20 und mehr Hunden und fuhren wieder Strassen mit einer knappen Unimog-Breite. Den Schlafplatz fanden wir in einer alten Kiesgrube mit Aussicht auf die Skyline von Ankara.
Die Fahrt am folgenden Tag durch die Millionenstadt Ankara war problemlos und unspektakulär. Ja, wir wurden mehrmals angehupt, aber nur wegen unserem Unimog. Immer eine Lächeln 😁, ein Daumen hoch 👍🏻 und manchmal sogar ein militärischer Gruss🫡. Warum das? Auch die türkische Armee hat UNIMOG´s und viele kennen das Fahrzeug aus ihrer Dienstzeit.
Davutoğlan, Nallıhan
Nach Ankara ging es auf den gut ausgebauten Strassen Richtung Istanbul. In unserer Michelin Karte sind Strecken ausgewiesen, die besonders lohnenswert sind und so haben wir uns für eine Solche entschieden.
Irgend wo auf der Strecke wiedereinmal rechts weg, 4x4 einschalten und sehen was die Strasse so bringt. Diesmal hatte der Standplatz besondere Anforderungen zu erfüllen: etwas versteckt, windgeschützt und eben. Warum das ganze: Wir wollten die Aussendusche in Betrieb nehmen 🚿🧼.

Am Morgen ging's zurück auf die Schnellstrasse und weiter Richtung Bursa. Wir waren nur kurz unterwegs, als sich vor uns ein Farbenspiel entfaltete. Auf der fast vegetationslosen Hochebene passierten wir zuerst ein Vogelschutzgebiet und unmittelbar danach die erodierten Berghänge. Der faszinierende Wechsel von roten Sandsteinen, gelbem Mergel, und weissen Kalken und anderen farbigen Oxidationen veranlasste uns zu einem längeren Stopp. Zum Glück kam die Sonne hinter den Wolken hervor für ein paar Schnappschüsse. Die grauen lehmigen Schichten sind nicht immer trocken und so rutschte Gerlinde ein wenig mit der Kamera herum🤪.
Und da noch ein Bild für das grosse Kind im Manne 😜😜😜😜😜.
Die Weiterfahrt ging durch Regenschauer, Sonnenschein, steile Bergstrassen und kleine Dörfer Richtung Bursa. Ein Parkplatz an einer wirklich steilen Strasse bot sich für ein Nachtlager an. Später am Abend noch das unentspannte Planking im MIMOG, zumindest für einen Teilnehmer.
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Kommentare
schon wieder habt Jhr uns einen Einblick in Euer Leben mit dem MIMOG gegeben.Intressant was Jhr erlebt und seht ,Pannen werden einfach weggesteckt und alles Schöne wird gespeichert. Macht weiter so und kommt gut nach.
Wieder ein toller Bericht! Viele Erinnerungen, Erciyes Dağı haben wir bestiegen, mussten aber knapp vor dem Gipfel umkehren. 🤷♂️ Auch Tuz Gölü, Ankara und Bursa haben wir besucht. Schön mit euch mitreisen zu dürfen.
LG Lurtzi
Es ist immer wieder schön zu lesen, dass Ihr überall so freundlich aufgenommen werdet.